14. April 2023 – Radio Brocken
Morgen werden die letzten Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet. Damit drängen sich bei vielen Menschen Fragen auf: Haben wir jetzt bald zu wenig Strom? Wie wirkt sich das auf unsere CO2-Bilanz aus? Und war das eventuell zu früh? Wir klären auf.
Nachdem der geplante Atomausstieg wegen der Energiekrise vorerst verschoben wurde, ist am Samstag nun endgültig Schluss mit Atomenergie in Deutschland. Die letzten drei verbliebenen Kernkraftwerke Emsland, Neckarwestheim 2 und Isar 2 werden abgeschaltet. Daraufhin drängen sich bei vielen Menschen einige Fragen auf - Wir klären auf.
Wie produziert Deutschland seine Energie?
Deutschland hat einen breit ausgebauten Energiemix aus Kohle, Erdgas, Windkraft, Biogas, Photovoltaik, Wasserkraft und (noch) Kernenergie. Dabei nimmt Kohle den größten Anteil ein mit 33,3 Prozent. Danach folgt die Windkraft mit 24,1 Prozent, Erdags mit 11,4 Prozent und Photovoltaik mit 10,6 Prozent. Die Schlusslichter bilden Kernenergie mit 6,4 Prozent, Biogas mit 5,8 Prozent und Wasserkraft mit 3,2 Prozent.
Das geht aus den neuesten Analysen des statistischen Bundesamtes hervor.
Generell geht der Trend weg von den konventionellen hin zu den erneuerbaren Energieträgern. Trotzdem verbraucht Deutschland weniger Strom als erzeugt wird, weshalb wir jährlich über 76 Milliarden Kilowattstunden Strom exportieren.
Wie viel Strom haben die Atomkraftwerke zuletzt noch produziert?
Die restlichen Atomkraftwerke in Deutschland haben im Jahr 2022 ungefähr 35 Terrawattstunden Strom produziert. Das entsprach ungefähr sechs Porzent der gesamten Strommenge. Im Januar und Februar wurde die Menge bereits reduziert, weshalb die Kernkraftwerke nur noch einen Anteil von vire Prozent ausmachten.
War der Atomausstieg zu früh?
Viele Menschen finden den Atomausstieg in Deutschland verfrüht. Dazu gehören auch CDU-Chef Friedrich Merz oder CSU-Vorsitzender Markus Söder. So bezeichnet Merz den morgigen Tag als "schwarzen Tag für Deutschland". Söder sagt: „Während die ganze Welt überlegt, wie sie in diesen Energiekrisen ihr Energieportfolio erweitert, machen wir genau das Gegenteil“. Söder befürchte, dass die Alternativen zur Stromgewinnung "nicht optimal" wären, da somit der Anteil an Kohleenergie wieder steigen würde. Im Vergleich dazu sei Atomenergie CO2-frei, klimamäßig wesentlich besser, bezahlbar und sicher. Wobei sich über letzteres vermutlich sttreiten lässt.
In Bezug auf den Klimaschutz war es demnach eine eher schlechte Entscheidung, denn Deutschland ist noch nicht weit genug, um den Strom komplett oder zumindet durch einen Großteil mit erneuerbare Energien zu erzeugen. Damit wird Kohlenergie vorerst weiter sehr wichtig sein und dem Klimaschutz weiterhin im Weg stehen.
Wie wirkt sich der Atomausstieg demnach auf die CO2-Bilanz aus?
Wegen der intensiveren Weiternutzung der Kohle- und Gaskraftwerke wird zunächst steigende CO2-Emissionen erwartet. Trotzdem bestätigen die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags, dass ein Weiterbetrieb von AKW nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung des Klimas führen würden. Auch das Ifo-Institut sagt: "Die Laufzeitverlängerungen führen somit nicht zu einem geringeren CO2-Ausstoß."
Das Geld, welches nun aber durch die AKW eingespart werden könnte, wären zusätzlich wichtige Mittel für die Energiewende.
Haben wir bald zu wenig Strom?
Hier gehen die Meinungen auseinander. Die Industrie- und Handelskammer sieht die Versorgungssicherheit gefährdet. Zudem würden die nach wie vor hohen Strompreise einen Nachteil für die Industrie in Deutschland im internationalen Wettbewerb mit sich bringen. Daher sei man eigentlich auf alle verfügbaren Energieträger angewiesen.
Der Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hingegen sieht das Deutsche Stromnetzwerk als gesichert. Er verweist immer wieder auf die hohen Gas-Füllstände und versichert immer wieder, dass die Energieversorgung gewährleistet ist und der Anteil an erneuerbaren Energien bereits in sieben Jahren bei 30 Prozent liegen soll.
Finden Sie der Atomausstieg war die richtige Entscheidung?