2020 ist wieder ein Rekordjahr für die Parasiten.
ZECKEN - die kleinen Blutsauger lauern nahezu überall und sind wieder überaus aktiv. Nicht nur in Wald und Wiesen. Und sie können einiges an Schaden anrichten. Sie übertragen im Zweifel schwere Erkrankungen und breiten sich gerade gen Norden in Deutschland weiter aus. Wer jetzt besonders im Wald und auf Wiesen unterwegs ist, sollte vorsichtig sein.
Worauf Sie achten sollten und wie Sie sich vor Borreliose und Hirnhautentzündung schützen, lesen Sie hier.
Was sind Zecken eigentlich noch mal genau?
Zecken sind Spinnentiere (sie haben vier Beinpaare) und gehören zur Ordnung der Milben. In Deutschland gibt es etwa 20 heimische Zeckenarten. Die bekannteste und häufigste ist der Gemeine Holzbock. Am Kopf sind die charakteristischen Mundwerkzeuge angebracht, welche die Zecken zum Blutsaugen brauchen: ein Rüssel mit Zähnchen und zwei Cheliceren, auch Kieferklauen genannt, mit denen die Zecke die Haut ihres Wirts öffnet.
Stechen oder beißen Zecken?
Was umgangssprachlich meistens als Zeckenbiss bezeichnet wird, ist streng genommen ein Stich: Die Zecke führt ihren Rüssel ein und saugt. Blutmahlzeit braucht eine Zecke sieben bis zehn Tage.
Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
Zecken sind nach Mücken die zweitwichtigsten Überträger von für den Menschen gefährlichen Erregern. Beim Saugvorgang gibt die Zecke Speichel in die Wunde ab, der die Blutgerinnung hemmen soll. Über ihn können auch Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger übertragen werden. Die bekanntesten von Zecken übertragbaren Erkrankungen beim Menschen sind die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), bei der sich die Hirnhäute entzünden können, sowie die Borreliose. Diese wird durch verschiedene Spezies von der Bakteriengattung Borrelia verursacht und hat keinen typischen Krankheitsverlauf.
Kann man sich impfen lassen?
Gegen Borreliose NEIN, gegen FSME JA.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Impfung für Kinder und Erwachsene in FSME-Risikogebieten sowie Menschen, die beruflich im Wald oder auf dem Feld arbeiten. Selbst wer nur für eine kurze Zeit in ein FSME-Risikogebiet reist, sollte sich nach Einschätzung des Virologen Gerhard Dobler impfen lassen. Nur wer gegen Impfbestandteile oder Eier allergisch sei, solle bei dem Impfstoff vorsichtig sein – er werde in Zellen von Hühnereiern hergestellt.
Wie wahrscheinlich ist es, sich eine Zecke einzufangen?
Sobald Sie das Haus verlassen, betreten Sie im Grunde Zeckengebiet. Natürlich kommen Zecken im Wald Wald und auf den Wiesen häufiger vor. Allerdings nisten sie sich auch im Gebüsch im Stadtpark ein. Der Gemeine Holzbock kommt beispielsweise flächendeckend in Deutschland vor. Und nach Einschätzung des Bundeswehr-Virologen Gerhard Dobler wird 2020 ein Zecken-Rekordjahr.
Und: Zecken springen nicht auf ihr Opfer, sie warten auf Grashalmen oder im Gebüsch und haken sich dann an den Wirt, sobald dieser mit ihnen in Kontakt kommt.
Wie kann ich einen Zeckenbiss vorbeugen?
Zecken stechen nicht sofort zu, sobald sie auf menschliche Haut gelangen. In den meisten Fällen findet man sie, während sie noch über Kleidung oder Körper krabbeln.
- Tragen Sie lange und helle Kleidung und stecken Sie die Hosenbeine in die Strümpfe.
- Suchen Sie nach dem Aufenthalt in der Natur Ihren Körper ab. Besonders beliebt bei Zecken sind geschützte Körperstellen: Kopf, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Schritt oder Kniekehle. Auch unterm Hosenbund oder der Armbanduhr fühlen sich Zecken manchmal wohl.
Wie entferne ich eine Zecke richtig?
Hat die Zecke die Haut bereits durchstochen und damit begonnen, zu saugen, ist Vorsicht gefragt. Je schneller die Zecke entfernt wird, desto niedriger das Infektionsrisiko. Wichtig ist, die ganze Zecke zu entfernen. Allerdings sollte die Zecke bei dem Vorgang nicht am Rumpf verletzt oder gedrückt werden – denn dadurch kann es zu einer erhöhten Abgabe von Speichel kommen, die das Infektionsrisiko wieder steigert. Deshalb sollte man ganz nah am Stich an den Mundwerkzeugen der Zecke ansetzen und vorsichtig ziehen oder hebeln – nicht drehen.
Geeignete Werkzeuge sind Pinzetten, Zeckenkarten oder Zeckenschlingen. Vom Beträufeln mit Öl oder Klebstoff rät das Robert Koch-Institut nachdrücklich ab. Nach dem Entfernen desinfizieren und auf Überreste der Zecke untersuchen.
Achtung: Aus dem Müll und auch aus dem Klo können Zecken wieder hervorkrabbeln. Auf Nummer sicher geht, wer den Panzer der Zecke zerbricht oder das Tier einfriert.
Wie sorgen ich einen Biss nach?
In den Tagen und Wochen nach dem Zeckenbiss sollte man die Stelle weiter beobachten!
Sollte sich die Haut um die Stelle rot färben und einen Infektionsring – auch Wanderröte genannt – bilden, sollten Sie diesen vom Arzt untersuchen lassen. In den meisten Fällen ist die Wanderröte ringförmig und im Zentrum blasser als am Rand. Es gibt jedoch auch abweichende Formen. Achten Sie in den zwei Wochen nach einem Zeckenbiss in einem FSME-Risikogebiet außerdem auf grippeähnliche Symptome. Treten Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen auf - dann sofort zum Arzt!
Verbreiten sich Zecken infolge des Klimawandels stärker?
Nein. Wobei, ganz so einfach ist es nicht. Mildere Temperaturen in den Wintermonaten führen zwar dazu, dass mehr Zecken überleben und sich der Zeitraum verlängert, in dem sie aktiv sind, so dass auch beim Weihnachtsspaziergang ein Zeckenbiss nicht mehr ausgeschlossen ist. Und auch tropische Arten wie die Hyalomma-Zecke können ihr Habitat gen Norden ausbreiten, wenn es dort wärmer und trockener wird. Andere Zeckenarten jedoch brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit und werden es bei zunehmender Trockenheit hierzulande eher schwerer haben. Wärmer heißt also nicht automatisch mehr Zecken. Hinzu kommt, dass Zecken als Parasiten primär von ihren Wirten abhängig sind. Vereinfacht gesagt: Gibt es viele Nagetiere und Vögel, gibt es auch mehr Zecken.