31. März 2025 – dpa Nachrichten

Design

Visionär und Designlegende: Auf den Spuren von Clauss Dietel

Von Erika-Schreibmaschinen bis zum Moped S50: Karl Clauss Dietel hat vielen Alltagsgegenständen eine besondere Form gegeben. Seine Spuren sind auch im Chemnitzer Stadtbild zu entdecken.

Der Gestalter Karl Clauss Dietel hat vielen Alltagsdingen in der DDR ihre besondere Form gegeben, aber auch im öffentlichen Raum Spuren hinterlassen. Drei Jahre nach seinem Tod können sich Interessierte fortan in Chemnitz mit Hilfe eines etwa 80-seitigen Stadtführers auf Spurensuche des großen Formgestalters begeben. Er war 2014 für sein Lebenswerk mit dem Designpreis der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.

Anhand von zwei knapp einstündigen Routen lädt das Heft ein, Dietels Arbeiten in der Stadt zu erkunden - von der Innenraumgestaltung im Kino Metropol und dem jüdischen Restaurant «Schalom», über das Wasserspiel im Stadtbad sowie Erinnerungstafeln für den Dichter Stefan Heym und die Bauhauskünstlerin Marianne Brandt bis hin zu den Messetürmen und dem Kugelensemble im früheren Neubaugebiet «Fritz Heckert».

Dietel sei Visionär gewesen und habe mit seiner Gestaltungsweise die Lebenswelt vieler Menschen nachhaltig geprägt, erklärt Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD) im Vorwort: «Und zwar auf eine Art, die sich still, aber kraftvoll in den Alltag vieler geschrieben hat.» Seine Entwürfe seien sorgfältig durchdachte Antworten auf die Frage, wie Gestaltung das Leben ästhetisch verfeinern und praktisch bereichern könne.

Der gelernte Maschinenschlosser wurde auf Umwegen zum Produktgestalter. Dazu hat er an der Kunsthochschule in Berlin studiert. Danach hat er vielen Dingen in der DDR ihr Aussehen gegeben - von Schreibmaschinen über Mopeds und Motorrädern bis zum Radio mit Kugellautsprechern.

Typisch für seine Entwürfe ist das «offene Prinzip». Dabei bilden die einzelnen Elemente klar getrennte Einheiten. Weitere Leitlinien seiner Gestaltung hat er in den «fünf L» zusammengefasst: langlebig, leicht, lütt (klein), lebensfreundlich und leise. Sein Wirken setzte er nach der Wiedervereinigung fort und gestaltete etwa ein Multifunktionstelefon und Elektrofahrräder.

Der kostenlose Stadtführer wurde vom Kulturbetrieb der Stadt Chemnitz, den Kunstsammlungen und einem Grafikbüro entwickelt. Er wird am Dienstag (1. April) offiziell vorgestellt und beinhaltet 19 Stationen in Wort und Bild. Das Heft soll kostenlos an verschiedenen Einrichtungen erhältlich sein, etwa dem Besucherzentrum der Kulturhauptstadt 2025, der Tourist-Information und den Häusern der städtischen Kunstsammlungen.

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