Der Wald leidet, die Autobranche ist im Umbruch: Thomas Balcerowski hat viel zu tun.
Die Pläne für den Wahlkampf zur Stichwahl lagen schon bereit, doch dann klappte es schon im ersten Anlauf: Thomas Balcerowski (CDU) erreichte bei der Landratswahl im Harz am Sonntag aus dem Stand gut 55 Prozent der Stimmen und wird damit am 1. November Nachfolger von Martin Skiebe (CDU). Als Chef des Landkreises will der bisherige Bürgermeister von Thale Balcerowski dem Harz mehr Gewicht in der Landespolitik verschaffen. "Es wird in Magdeburg einfach zu wenig hingehört", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Es gibt zu wenige Minister mit Empfangsantennen und zu viele mit reinen Sendeantennen".
Viele Probleme der Kommunen würden seit Jahren immer wieder in Magdeburg vorgetragen, ohne dass die Landesregierung Taten folgen lasse, kritisierte der CDU-Politiker. Ein Beispiel dafür sei die Forstpolitik. "Das Waldsterben im Harz ist eine Naturkatastrophe", sagte Balcerowski. Dürren, Stürme und der Borkenkäfer haben in den vergangenen Jahren große Löcher in den einst dichten Fichtenwald in dem Mittelgebirge geschlagen.
Dennoch kümmere sich die Magdeburger Kenia-Koalition kaum um den Wald. Dabei gehe es nicht nur um finanzielle Hilfe, sondern auch um einen Wissenstransfer, etwa darüber, welche Baumarten im Harz auch bei Dürre und Hitze überleben könnten. "Ich erkenne keine großen Anstrengungen des Umweltministeriums", sagte Balcerowski. "Da erwarte ich von der Landesregierung, dass mehr gemacht wird."
Neben dem Waldschutz will sich Balcerowski auch um den Auto-Standort Harz kümmern. "Wir müssen gucken, wie viele Teile aus den Elektro-Autos noch aus dem Harz kommen", sagte der CDU-Politiker mit Blick auf die vielen Zulieferer der Autobranche in der Region. Viele Arbeitsplätze hingen davon ab. Zwar kann er seine Vorhaben erst ab November umsetzen. In langfristige Entscheidungen, die in den kommenden Wochen anstehen, will sein Vorgänger Skiebe ihn aber einbeziehen, sagte Balcerowski. Die Zusammenarbeit mit dem Parteifreund laufe gut. In den kommenden Tagen wollen sich die beiden treffen und die Zeit bis zur Amtsübergabe besprechen.
Dass er sich schon jetzt auf die Zeit als Landrat vorbereiten kann, hat Balcerowski nach eigenen Angaben nicht kommen sehen. Das deutliche Ergebnis am Sonntag mit fast doppelt so vielen Stimmen wie dem zweitplatzierten Maik Berger (SPD) habe ihn überrascht. "Die Grundstimmung an den Infoständen war aber schon sehr positiv, das habe ich gemerkt", sagte der Wahlsieger. Seine Arbeit als Bürgermeister habe den Ausschlag für den deutlichen Erfolg gegeben, vermutet Balcerowski. "Damit waren viele Menschen zufrieden."
Den Wahlabend habe er mit Parteifreunden in Halberstadt verbracht - eigentlich um den Wahlkampf für die Stichwahl vorzubereiten. Poster und Sticker wären am Montag in den Druck gegangen. Das ist nun nicht mehr nötig. Stattdessen stießen die Christdemokraten am Sonntagabend mit Sekt und Bier auf den Wahlerfolg an.