18. Januar 2022 – Radio Brocken

Sachsen-Anhalt

Luca-App: Sachsen-Anhalt will aussteigen

Seit fast 10 Monaten nutzt Sachsen-Anhalt die Luca-App von Rapper Smudo. Nun will Sachsen-Anhalt aus der Luca-App aussteigen. Doch warum?

urn-newsml-dpa-com-20090101-210821-99-918122_large_4_3.jpg
Das Symbol der Luca-App. , Foto: Christoph Soeder/dpa/Symbolbild

Medienwirksam wurde die App im Salzlandkreis zusammen mit dem Mitglied der Fantastischen VIer präsentiert. Der Salzlandkreis ist derzeit einer der wenigen Landkreise, der nach wie vor von der App überzeugt ist.


Luca-App: Hohe Lizenzkosten, zu geringer Nutzen

Eine Million Euro kostet das Land die Lizenz, damit die Gesundheitsämter die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung nutzen können. Doch kaum ein Landkreis macht dies auch. Der Landkreis Wittenberg bringt es auf Nachfrage von Radio Brocken auf den Punkt: „In der Regel wurden über den "Indexfall", also den positiv Getesteten, Recherchen zu engen Kontaktpersonen durchgeführt. Die Datenbasis bei Luca war dann auch vereinzelt wenig relevant, da bei Veranstaltungen und Gastronomen oft nur ein QR-Codes genutzt, und nicht tischweise erfasst wurde. Letzteres wäre sinnvoller bei der Bewertung des Personenkreises mit erhöhtem Risiko,“ so der Sprecher des Landkreises. Sprich: An der Tür hängt zwar der Code für die App, aber ob Familie Meyer mit dem Corona-Infizierten Kind von Familie Schulze am gleichen oder Nachbartisch gesessen hat, weiß das Gesundheitsamt im Zweifel nicht. Für eine sinnvolle Kontaktnachverfolgung wäre das aber wichtig.

Und hinzu kommt: die wenigsten Landkreise haben größere Infektionszahlen auf die Gastronomie zurückführen können. Nach Radio Brocken Recherche liegen die Infektionen in gastronomischen Einrichtungen im einstelligen Bereich. Im Saalekreis und in Wittenberg gab es auf Radio Brocken Nachfrage nur jeweils einen Infektionsfall, der sich auf eine gastronomische Einrichtung zurückführen lässt. Und auch der von Luca überzeugte Salzlandkreis muss einräumen: „Zweimal seit der Einführung der App verfolgte der Fachdienst Gesundheit des Salzlandkreises Kontakte über die Luca-Anwendung nach. In einem Fall handelte es sich um eine größere Tanzveranstaltung.“

Gesundheitsministerin Grimm-Benne rückt von Luca-App ab

Auch Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne rückt von der Luca-App ab. Im Radio Brocken Interview sagt die Ministerin, dass sie die Verträge in ihrem Haus prüfen lasse. Danach wird sie dem Kabinett einen Vorschlag unterbreiten. „Die Luca-App war kein Ding, was nur ich wollte. Das war eine Sache, die wir im Kabinett entschieden haben. Aber im Augenblick sieht es so aus, als steigen wir auch aus“, so die Ministerin.

Die Entscheidung haben ihr aber einige Landkreise bereits abgenommen. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld zum Beispiel habe die App nicht im Einsatz. Der Saalekreis könnte auf die Daten zugreifen, nutzt sie jedoch nicht zur Kontaktnachverfolgung. Hierzu schreibt die Pressestelle: „Für unser Gesundheitsamt hat die App bisher keine Relevanz.“

Auf die Frage, ob das Sozialministerium noch einmal eine solche App anschaffen würde, sagt Ministerin Petra Grimm-Benne: „Hinterher ist man immer schlauer. Wir haben viele Wege probiert, um aus der Corona-Lage raus zu kommen. Genauso, wie wir mal Spielplätze zugemacht haben, weil wir es nicht besser wussten.“

Der einjährige Vertrag des Landes Sachsen-Anhalt mit dem Software-Anbieter umfasst den Angaben zufolge ein Gesamtvolumen in Höhe von rund 997.000 Euro und läuft Ende März aus. Als Alternative kommt die Corona-Warn-App zur Verfolgung von Risikokontakten in Frage.

Radio Brocken Landeshauptstadtreporter Lars Frohmüller im Gespräch mit Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne
18.01.2022
Radio Brocken Landeshauptstadtreporter Lars Frohmüller im Gespräch mit Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne
Reinhören

Aktuelle Nachrichten aus Sachsen-Anhalt

undefined
Radio Brocken
Audiothek