26. Oktober 2023 – Radio Brocken
Stiftung Warentest hat einige Marken unter die Lupe genommen und verschafft Ihnen Durchblick im Entscheidungsmarathon zwischen Nachhaltigkeitslabeln und Inhaltstoffen.
Wenn Sie mit der Familie sonntags gemütlich am Frühstückstisch sitzen, was darf dann auf gar keinen Fall fehlen? Richtig- ein Glas frischer Orangensaft. Mit durchschnittlich 28 Gläsern im Jahr, ist er weiterhin der unangefochtene Lieblingssaft der Deutschen. Aber wie entscheiden Sie im Dschungel der Hersteller und Angebote, welcher Saft auf Ihren Tisch kommt?
Wie wurde getestet?
Für den Test wurden 26 Orangensäfte, darunter 9 Direktsäfte und 17 aus Konzentrat, sowie 4 Säfte mit Acerolasaft, darunter 5 Produkte mit Bio Standards, von Stiftung Warentest geprüft. Untersucht wurden vorwiegend marktbedeutende Produkte in unterschiedlichen Verpackungsarten (PET, Karton und Glas), die im April und Mai 2023 gekauft wurden.
In die Bewertung gingen unterschiedlich gewichtete Testfaktoren ein, wie ein von Experten durchgeführtes sensorisches Urteil, dass mit 45% fast die Hälfte der Wertung bestimmte. Auch der Aromagehalt, die chemische Zusammensetzung, die Deklaration und Verpackung sowie Fremdzucker, Wasserzusatz und die mikrobiologische Qualität wurden ganz genau begutachtet. Vor allem das Aroma stand im Mittelpunkt, wobei bei Direktsäften der Ester-Gehalt und bei Konzentraten die zugefügten Aromastoffe für einen vollmundigen Geschmack sorgen, deren Vorkommnis in Produkten laut Fachleuten jedoch deutlich unter dem Durchschnitt des langjährigen Mittels lag- trotz steigender Preise. Konnte man einen Saft aus Konzentrat 2014 schon ab 0,95 ct/l und einen Direktsaft ab 1,49 ct/l erwerben, beginnt die Preisspanne heute ab 1,29€/l bzw. 1,99€/l, so die Stiftung Warentest.
Eigenmarke vor Markenprodukt?
Bevor wir zu den Ergebnissen der Tester kommen, sollte kurz geklärt werden, was man überhaupt unter einem Direktsaft oder einem Konzentrat versteht:
Ersteres liegt vor, wenn die Orangen im Herkunftsland direkt gepresst und dann als Saft in Kühltanks versendet werden. Ein Konzentrat jedoch entsteht durch eine Reihe unterschiedlicher Prozesse, die den Saft auf 1/6 seines vormaligen Volumens reduzieren. Dieser wird dann tiefgekühlt versendet, vor dem Weg in unsere Supermarktregale wieder mit Wasser rückverdünnt und mit Aroma angereichert. Konzentrat aus Brasilien ist dabei der Importschlager unter den Säften Deutschlands.
Allgemein zu bemerken ist, dass jeder Zweite der 26 Säfte überzeugen konnte, sowohl sensorisch sowie bezüglich des Fremdzuckers, der mikrobiellen Zusammensetzung etc. Es mussten jedoch einzelne Punktabzüge für fehlendes Aroma, zu wenig Vitamin C oder erhöhte Chloratgehalte vergeben werden.
Geschmacklich punkten vor allem die Direktsäfte der Eigenmarken von Edeka, Kaufland, Netto (mit Fruchtfleisch) sowie Innocent, da diese am nächsten an die Aroma-Intensität von frisch gepresstem Orangensaft heranreichen. Von den Konzentrat Säften schafft dies nur Hohes C Orange mit Fruchtfleisch.
Der Aromagehalt als Geschmacksträger ist bei Voelkel am geringsten und auch Dennree, Albi und Amecke sparen an dieser Stelle, indem die Konzentrate gar nicht oder kaum wieder mit selbem angereichert wurden. Auch Valensina fällt negativ auf, da die Verwendung von Orangenblütenaroma deklariert wird, analytisch jedoch nicht nachweisbar ist, so Stiftung Warentest.
Neben dem Aromagehalt ist auch der Mindestgehalt von Vitamin C (200 mg/l) ein wichtiger Parameter, welcher von dmBio und Amecke nicht eingehalten wird, da sich dieses bereits vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum zersetzte.
Neben den geschmacklichen Mängeln, wurden zusätzlich bei den Konzentratsäften von Aldi Nord Gut Bio, Edeka und Netto deutliche Chloratgehalte nachgewiesen.
„An orange a day keeps the doctor away“
Die unangefochtene Spitzenposition und damit den Titel der Testsieger teilen sich die exquisiten Direktsäfte von Kaufland K-Favourites und Lidl Solevita, die mit ihrem vorzüglichen Geschmack punkten konnten. Ebenbürtig in Sachen Geschmack sind die Konzentratsäfte von Pfanner und Valensina Frühstücks Orange, allesamt zu einem erschwinglichen Preis von 1,99€/l. Als unschlagbare Empfehlung für preisbewusste Käufer präsentiert sich der Aldi Nord Rio D'Oro, der mit einem Preis von 1,29€/l glänzt. Für diejenigen, die höchsten Genuss schätzen, erweist sich Hohes C Orange mit einem Preis von 1,79€/l als wahre, wenn auch recht teure Entdeckung.
In Bezug auf Umweltfreundlichkeit offenbaren die Ergebnisse, dass brasilianische Säfte aus Konzentrat eine leicht positivere ökologische Bilanz aufweisen als Direktsäfte. Orangensaft aus den brasilianischen Hauptanbaugebieten besitzen jedoch generell einen großen CO2-Fußabdruck. Wer hierbei besonders aufmerksam einkaufen möchte, kann sich zumindest an offiziellen Zertifizierungen orientieren, die einer Umweltzerstörung und der Ausbeutung der Menschen vor Ort versucht entgegenzuwirken.
Zum Schluss noch ein Wort zur Vitamin- und Zuckerbombe Orangensaft, von dem ein Glas/Tag im Schnitt nicht nur 76% des täglichen Vitamin C Bedarfs enthält, sowie die Stoffe Kalium und Folsäure, sondern auch 43% der tolerierbaren Zuckermenge des Tages abdeckt. Wer also zu den Saftfreunden gehört, sollte diesen am besten im Zuge einer Mahlzeit konsumieren, da dieser dann all seine positiven Eigenschaften entfalten und somit u.a. helfen kann Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln aufzunehmen. Also auf die Frucht, fertig, los!