23. November 2023 – Radio Brocken
Holzspielzeuge sind jedes Jahr gefragte Geschenke für die Kleinsten zu Weihnachten und gelten allgemein als nachhaltig und Alternative zu Plastik. Doch welches Spielzeug ist qualitativ gut und in welchem stecken potenziell gesundheitsschädliche Stoffe? Stiftung Warentest hat 15 Holzspielzeuge umfassend getestet.
Holzspielzeuge auf dem Prüfstand
Insgesamt wurden 15 ausgewählte Holzspielzeuge von bekannten Spielwarenherstellern sowie einem Supermarkt und Drogeriemarkt für Kinder unter drei Jahren nach den gängigen Spielzeugnormen untersucht. Der Fokus lag zum einen auf der Identifizierung möglicher Risiken wie Erstickungsgefahr durch verschluckbare Kleinteile, Strangulationsgefahr und Entflammbarkeit. Zum anderen kontrollierte Stiftung Warentest umfassend auf verschiedenste Schadstoffe: Zum Beispiel wurden Holzteile auf den Gehalt an Holzschutzmitteln geprüft. Lacke und Textilien wurden auf sensibilisierende und krebserzeugende Farbstoffe sowie verbotene Azofarbstoffe untersucht, zusätzlich wurde der Formaldehydgehalt in Textilien gemessen. Lacke, Textilien und Kunststoffe wurden auf polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) gemäß den GS-Zeichen-Richtlinien getestet. Darüber hinaus bewertete Stiftung Warentest 14 Holzspielzeuganbieter hinsichtlich ihres sozialen und ökologischen Engagements. Die Untersuchung basierte auf Befragungen und Offenlegung der Lieferkette und umfasste soziale und ökologische Unternehmensstrategien, wie bspw. Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Transparenz.
Nur 10 von 15 Holzspielzeugen zu empfehlen
Die 10 zu empfehlenden Spielsachen gefährden die Sicherheit der Kinder weder durch verschluckbare Kleinteile noch enthalten sie kritische Mengen an Schadstoffen. So schneiden zum Beispiel die Uppsta Motorikschleife bunt von Ikea, Grimm’s 30 bunte Geo-Klötze, My first wooden puzzles von Ravensburger oder auch das Holzzug-Set Krokodil der Rossmann Ideenwelt mit „gut“ oder „befriedigend“ ab. Besonders sehen lassen kann sich die Playtive-Klopfbank von Lidl mit der Note „gut“. Die durchgefallenen Produkte haben zwar ebenfalls in den Sicherheitstest überzeugen können, wiesen jedoch erhebliche Mängel in der Kategorie Schadstoffe auf und bekamen ein „mangelhaft“. So beinhaltet die Walter-Froschkönig Schiebefigur von Nic im schwarzen Kunststoffring ihrer Räder den Weichmacher Diisononylphthalat, der im Tierversuch toxisch auf die Leber wirkt. Der Anbieter reagierte auf diesen Fund und bietet einen kostenfreien Umtausch der Kunststoffringe an. In Lackproben des Hund Pepe von Hape fanden Testende hohe Mengen an Naphthalin, einen PAK, der in Verdacht steht, Krebs zu erzeugen. Hape bietet nun einen Umtausch des Produktes an. Der lilafarbenen Holzwürfel von Plantoys beinhaltet gesundheitsgefährdenden Farbmittel und einen hohen Gehalt an Nonylphenolethoxylate (NPE), welche giftig für Wasserorganismen sind und somit nicht in die Umwelt gelangen sollte. Plantoys kündigte als Reaktion einen Verkaufsstopp in Deutschland und strenge Qualitätskontrollen an. Den Stoff Formaldehyd, der reizend für die Atemwege ist, setzte auch das Goula-Angelspiel von Jumbo frei – da jedoch die Mengen noch knapp unterhalb des Grenzwertes der Spielzeugrichtlinie liegen, wird es noch mit „ausreichend“ bewertet.
Einige Firmen sind intransparent – andere überraschen mit großem Umweltbewusstsein
Obwohl die Spielzeuge sicher und offensichtlich von guter Qualität sind – die Hersteller Ikea, Schmidt Spiele und Simba Dickie gaben Stiftung Warentest keinerlei Einblicke in den Herstellungsprozess und in die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter. Intransparent waren ebenfalls die Firmen Smyths, Jumbo und Nic. So konnten diese 5 Firmen in dem Teil der Untersuchung nur mit „mangelhaft“ gekennzeichnet werden. Positiv überrascht hat der die Firma der mangelhaften Produkte Plantoys – er bietet von allen Unternehmen die besten Arbeitsbedingungen und zahlt existenzsichernde Löhne. Der thailändische Hersteller engagiert sich auch im Umweltschutz und nutzt Photovoltaik und Wärmerückgewinnung. Die Firma Haba macht ebenfalls umfassende Vorgaben u.a. zu Entlohnung und Arbeitsschutz, die sie in ihren Fabriken in Deutschland bzw. Tschechien gut umsetzt. Transparent und mit vielen sozialen und ökologischen Maßnahmen zeigten sich auch Lidl, Hape, Ravensburger und Rossmann. So gewährten Lidl, Hape und Ravensburger Einblick in ihre Fabriken in China, bei denen unabhängige Zertifizierer die Arbeitsbedingungen prüfen. Die Spielwaren von Grimm’s, Hape, Lidl, Ravensburger und Rossmann sind ganz oder teilweise aus FSC-zertifiziertem Holz gefertigt.
Der Doppel-Testsieger
In der Gesamtauswertung der Untersuchungen kann Lidl sowohl mit seiner Unternehmensverantwortung als auch der sicheren Playtive-Klopfbank für 15€ überzeugen und ist somit der Doppel-Testsieger. Des Weiteren empfiehlt Stiftung Warentest auch das Holzpuzzle von Ravensburger für 13€. Mit hohen Umweltstandarts und Unternehmensverantwortung kann auch Firma Haba mit ihrem sicheren Steckspiel für 30€ punkten.
Fazit
Der Großteil des angebotenen Holzspielzeugs ist eine tolle Überraschung für Kinder, mit dem sie gefahrlos spielen können. Viele der bedenkenlosen Produkte werden von Firmen gefertigt, die auf soziale und ökologische Bedingungen bei der Herstellung achten – doch einige verstecken sich auch hinter der guten Qualität ihrer Spielzeuge und schweigen lieber über möglicherweise kritische Herstellungsbedingungen.