07. Januar 2025 – Radio Brocken

Hilfe

Wie wird man Notfallseelsorger?

Corinna Pagels arbeitet als Notfallseelsorgerin. Wer das hört, hat dabei zwar oft eine grobe Vorstellung von der Tätigkeit. Was genau dazu gehört, wissen aber die wenigsten. Was tut man als Notfallseelsorger? Was muss man mitbringen? Und wie genau kommt man eigentlich in diese Position? Corinna hat uns im Gespräch einige Antworten mitgebracht.

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„Wenn die Welt verrückt spielt , dann sind wir die erste Hilfe.“ Das ist der erste Satz, der Corinna beim Beschreiben ihrer Tätigkeit über die Lippen kommt. Wenn jemand ums Leben kommt, ob es nun bei einem Autounfall sei, durch Krankheit oder zuhause in den eigenen vier Wänden – in einem solchen Fall kommen die Notfallseelsorger nach einem Anruf über die Leitstelle zu Hilfe. Wie genau diese Hilfe ausfällt, kann ganz unterschiedlich sein. Eine Kollegin, die unmittelbar nach dem Anschlag in Magdeburg im Einsatz war, habe einem Mann fast ausschließlich über Blickkontakt und ihre pure Anwesenheit beigestanden. Manchmal sei das in so einem Moment schon genug. In anderen Situationen helfe Zuspruch oder auch mal physischer Kontakt wie das Halten der Hand oder eine Umarmung. Das hänge von der jeweiligen Situation ab.

Notfallseelsorger arbeiten ehrenamtlich

Beim Notfallseelsorger handelt es sich um ein Ehrenamt. Es ist also keine „klassische“ Ausbildung im beruflichen Sinne, sondern eine Aktivität, die man mit seinem Arbeitsalltag in Einklang bringen muss. In 120 Stunden Schulung wird man zum Notfallseelsorger ausgebildet und ist danach bereit, um Menschen in schweren Situationen Beistand zu leisten. Die Szenarien sind vielfältig und alles andere als leichte Kost: Suizid, plötzlicher Kindstod, schwere Verkehrsunfälle und weitere Themen werden behandelt. „Die Wochenenden sind schon hart, muss man sagen, weil sich ja alles nur um das Thema Tod dreht. Aber das braucht man auch.“

Was muss ein Notfallseelsorger können?

Die Tätigkeit hat also ihre harten Seiten. Aus welchem Holz muss ein Notfallseelsorger denn geschnitzt sein, um damit umgehen zu können?
Laut Corinna ist wichtig, dass man „emphatisch sein kann, sich schnell auf Menschen einlassen kann. Und man darf nicht vergessen: wir kommen an einen Ort, wo wir keine emotionale Bindung haben. Das sind fremde Menschen für uns, und genau das ist auch wichtig und richtig, weil wir so Struktur geben können. Weil wir so auffangen können und viele Fragen, die derjenige hat, nach und nach beantworten können.“ 

Notfallseelsorger werden immer gebraucht

Und gesucht wird immer. Wer selbst helfen will, hat die Möglichkeit, sich ausbilden zu lassen und mitzuwirken. Und wenn es nach Corinna geht, lohnt sich der Aufwand. „Das Schöne daran ist, wenn man nach dem Einsatz geht und in den Augen der Menschen diese Dankbarkeit sieht und man wirklich merkt, dass man helfen konnte.“

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