28. März 2023 – Radio Brocken

Ernährung von Kindern

Werbeverbot von Süßigkeiten: Was spricht dafür und was dagegen?

Viele Kinder in Deutschland sind übergewichtig. Um den diesem Trend entgegenwirken, plant der Bundesernährungsminister Cem Özdemir ein Werbeverbot für an Kinder gerichtete Werbung für Chips und Schokolade. Doch was könnte das Verbot bringen?

süßigkeit gummi kinder süßes © pixabay.jpg

Bundesernährungsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) möchte an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit zu viel Zucker, Fett und Salz per Gesetz stark eindämmen und hat dazu Punkte für einen Gesetzentwurf vorgelegt. Die bisherigen freiwilligen Selbstverpflichtungen sollen mit den neuen Regelungen abgelöst werden. Doch nicht alle befürworten Özdemirs Pläne.

Wie soll das Werbeverbot aussehen?

Es geht konkret um ein Werbeverbot von Lebensmitteln, die zu viel Zucker, Fett oder Salz beinhalten, also ungesund sind. Hierfür sollen Nährwertprofile der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Messlatte dienen. Davon ausgenommen sind allerdings Werbung für Milch und Obstsäfte, wenn sie keinen zugesetzten Zucker und keine Süßungsmittel enthalten.

Das Verbot von Werbung ungesunde Lebensmittel soll von 6 Uhr morgens bis 23 Uhr gelten, wenn sich die Werbung an Kinder unter 14 Jahren richtet. Und da spielt es keine Rolle, ob im Fernsehen, Radio oder im Internet. Das gilt somit auch auch für Anzeigen vor Youtube-Videos, Influencer-Marketing oder an Kinder gerichtete Spots bei Übertragungen von Fußballspielen im Fernsehen.

Auch möchte Özdemir Werbung im direkten Umfeld von Schulen, Kitas, Spielplätzen und Sportvereinen regulieren. Hier soll eine Bannzone von 100 Metern für Plakatwerbung für ungesunde Snacks, die an Kinder gerichtet ist, gelten.

Ein gänzliches Werbeverbot von ungesunden Lebensmitteln soll es aber nicht geben.

Was spricht für ein Werbeverbot?

Kinder sind für Werbung besonders empfänglich und könnten diese darüber hinaus oft noch nicht als solche erkennen. Ein großes Problem ist auch, dass viele Kinder und Jugendliche übergewichtig sind, was mit erhöhten gesundheitlichen Risiken behaftet sei.

Demzufolge beginne oft eine chronische Krankheit in der Kindheit, denn ungesunde Ernährung sei häufig der Anfang. Was wiederum hohe gesellschaftliche Kosten durch Krankheiten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Gelenkprobleme und Depressionen, verursacht. Knapp über 15 Prozent der drei bis 17-Jährigen in Deutschland sind nach einer Studie des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2018 übergewichtig, fast sechs Prozent gelten als stark übergewichtig.

Begrüßt werden diese Pläne von Gesundheits- und Verbraucherexperten. Ein Bündnis aus 40 Verbraucherschützern, Ernährungs- und Kinderschutzorganisationen sowie den größten deutschen Krankenkassen hatte schon im November 2022 ein solches Verbot von Werbung gefordert, denn freiwillige Regeln hätten keinen Erfolg gezeigt.

Was spricht gegen ein Werbeverbot?

Kritik kommt natürlich aus der Lebensmittelwirtschaft, dem Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft, von der Opposition und auch von der mitregierenden FDP. Falls dieses Werbeverbot kommen sollte, würde das laut des Lebensmittel-Verbands mehr als 70 Prozent der Produkte betreffen. Ein Aspekt ist auch die Werbung im allgemeinen, denn diese diene an vielen Stellen der Refinanzierung von Medien und Sport.


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