10. Februar 2022 – dpa Nachrichten
Der Mutterkonzern von Facebook und Instagram, Meta überlegt, seine Dienste nicht mehr in Europa anzubieten. Grund dafür soll der Datenschutz sein.
Am vergangenen Freitag (04.02.20229 veröffentlichte Meta, der Mutterkonzern von Facebook, WhatsApp und Instagram, die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres und die waren nicht gut: weniger aktive tägliche Nutzer bei Facebook. Die neuen Datenschutzeinstellungen von Apple sollen laut Meta Finanzchef David Wehner gut zehn Milliarden Dollar Gewinn gekostet haben. Außerdem holt die Konkurrenz von TikTok mehr junge Nutzer zu sich als Instagram. Diese ganzen Meldungen führten zu einem Kursverlust um 23 Prozent der Metaaktie. Der Jahresbericht des Facebookkonzern beinhaltet aber noch eine Bombe: Das Unternehmen spielt mit dem Gedanken, gewisse Dienste in Europa abzuschalten.
Warum will sich Facebook zurückziehen?
Als Begründung gibt Meta die verschärften Datenschutzbestimmungen in Europa an. Genauer geht es um den Austausch von Nutzerdaten zwischen Servern in Europa und den USA. Innerhalb von Europa sind der Datenschutz durch die DSGVO geregelt. Das ist unter anderem die Verordnung, durch die, seit einiger Zeit Banner auf jeder Seite nach der Zustimmung für Cookies fragen.
Für den Austausch und die Verarbeitung von Nutzerdaten zwischen der EU und den USA galt bis Juli 2020 der EU-US Privacy Shield. Diese EU-US-Datenschutzvereinbarung kassierte der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) ein.
Mit dieser Entscheidung dürfen keine personenbezogenen Daten aus der EU an die USA übermittelt werden. Denn es dürfen nur in Länder Nutzerdaten übertragen werden, die dem Standard der DSGVO genügen. Für Facebook ist diese Verarbeitung aber (nach eigener Aussage) ein Teil der Grundlage ihres Geschäfts. Über die personenbezogenen Daten ist es möglich, passgenaue Werbung auszuspielen. Dieses Geschäft sieht Meta jetzt in Gefahr.
Deshalb droht das Unternehmen, falls es keine neue Regelung für den Datentransfer zwischen den USA und der EU gibt: "Wir werden wahrscheinlich einige unserer wichtigsten Produkte und Services, darunter Facebook und Instagram, in Europa nicht mehr anbieten können".
Sowohl die Politik, als auch Nutzer im Netz sehen die Drohung eher gelassen. Einerseits hatte der Facebook Konzern mit den gleichen Maßnahmen vor zwei Jahren gedroht, zum anderen gehört Europa für das Unternehmen zu den wichtigsten Märkten für Meta. Außerdem hat Google bereits gezeigt, dass man trotz DSGVO und Apples Datenschutzeinstellungen nach wie vor mit Anzeigen gut Geld verdienen kann.
Rückzug trotzdem unwahrscheinlich
Auch wenn in den sozialen Netzwerken mit Spott der Rückzug kaum erwartet wird, ist es doch unwahrscheinlich, dass Meta diesen Schritt tatsächlich unternehmen wird. Neben dem Argument, dass Europa einer der wichtigsten Märkte für Facebook ist, gibt es noch zwei gute Gründe, warum der Rückzug nicht kommen wird. Der erste Grund ist der sogenannte Netzwerkeffekt: Facebook würde seine eigenen Netzwerke beschneiden und die Nutzerzahlen weiter nach unten drücken. Damit würden auch zum Teil Nutzer in anderen Ländern die Netzwerke verlassen, weil sie ihren Freunden und Influencern in Europa folgen würden.
Der zweite Grund: Meta hat sehr viel Geld in den europäischen Markt investiert, um hier präsent zu sein und zu wachsen. Wenn man diese Investitionen mit einem Rückzug zu torpedieren würde, müsste das Geschäft in Europa wirklich verlustreich sein und das ist es bisher nicht.