07. März 2023 – Radio Brocken
Seit einem Jahr gibt es die elektronische Patientenakte - kurz ePA. Alle gesetzlich Versicherten können diese von ihrer Krankenkassen erhalten. Doch wie funktioniert die ePA und was bringt sie uns?
Auch im Gesundheitswesen schreitet die Digitalisierung seit Jahren voran, und die Vorteile dieser Entwicklung sind offensichtlich.
Natürlich gibt es immer wieder Vorbehalte gegen die elektronische Patientenakte (ePA). Dazu zählt neben Sicherheits- und Datenschutzfragen vor allem die Umgewöhnung an ein einheitliches Format.
Doch stehen dem viele Vorteile gegenüber: Schnellere Verfügbarkeit der Daten, kürzere Dokumentationszeiten und eine geringere Fehleranfälligkeit stehen hier an erster Stelle. Im konkreten Fall bedeutet das: Ein Notfallmediziner kann sofort sehen, ob ein Patient, der innerhalb von Minuten behandelt werden muss, Vorerkrankungen oder Unverträglichkeiten hat und die Maßnahmen entsprechend anpassen.
Elektronische Patientenakte ePA
- erhältlich bei allen gesetzlichen Krankenkassen, Anbindung für Privat-Versicherte soll kommen
- alle Arztpraxen und auch Krankenhäuser müssen mit den Komponenten für die Bearbeitung ausgestattet sein
- Teilnahme ist freiwillig
- ist eine lebenslange Akte
- nur die Patienten bestimmen, welche Behandlungsdaten gespeichert oder auch gelöscht werden sollen
- nur die Patienten allein entscheiden, welche medizinischen Anwendungen sie nutzen möchten und wer auf ihre Daten zugreifen darf
Wie komme ich an eine ePA?
In der Regel sind zunächst ein Zugang für den Online-Bereich Ihrer Krankenkasse und eine App erforderlich, die Sie aus dem jeweiligen Store (Google Play/Apple Store) herunterladen. Für die Registrierung benötigen Sie Ihre Krankenversicherungsnummer, eine PIN zu Ihrer Gesundheitskarte, die Sie von Ihrer Krankenkasse erhalten, und eine gültige E-Mail-Adresse.
Versicherte ohne Smartphone können die ePA auch schriftlich bei Ihrer Krankenkasse anfordern. In diesem Fall wird die Akte beim nächsten Arztbesuch nach Freigabe durch den Nutzer aktiviert.
Wobei hilft die ePA?
Mit der ePA stehen wichtige Informationen für die Behandlung der Patientinnen und Patienten schnell zur Verfügung. Das wären zum Beispiel Befunde, Diagnosen, Therapiemaßnahmen, Behandlungsberichte und elektronische Medikationspläne.
Hat jede behandelnde Arztpraxis Zugriff auf die ePA?
Nein!
Auf die Behandlungsdaten hat keiner der behandelten Ärtze automatisch Zugriff. Sowohl die Bereitstellung von medizinischen Daten in der ePA als auch der Zugriff bedürfen der Freigabe durch die Versicherten. Das betrifft nicht nur behandelnde Ärzte, Zahnärzte und Psychotherapien, sondern auch Apotheken und weitere gesetzlich geregelte, zugriffsberechtigte Leistungserbringer.
Das Freischalten der medizinischen Daten erfolgt ähnlich wie bei der Bankkarte: mit Ihrer elektronischen Gesundheitskarte (eGK) und einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN). Ärztinnen und Ärzte benötigen für den Zugriff einen zweiten Schlüssel, nämlich ihren Heilberufsausweis und ebenfalls eine PIN.
Was wird in der ePA gespeichert?
In der ePA können Sie Ihre Daten aus bereits vorhandenen Anwendungen und Dokumentationen, wie zum Beispiel Notfalldaten, Medikationsplan, Arztbriefe, Befunde oder Röntgenbilder speichern. Weiterhin haben Sie die Möglichkeit, Ihre eigenen Daten, wie Blutzuckermesswerte, abzulegen. Auch das Abspeichern von Mutterpass, Impfausweis, Zahnbonusheft und Untersuchungshefte für Kinder kann hier erfolgen.
Ergänzend können persönliche Erklärungen hinterlegt werden, etwa wo Sie
- Ihren Organspende-Ausweis,
- Ihre Patientenverfügung oder
- Ihre Vorsorgevollmacht
aufbewahren. Bei einem Notfall oder einer akuten Behandlungssituation können Ärzte erfahren, ob eine solche Erklärung vorliegt, wo diese zu finden ist und können so ihre Behandlungsentscheidungen in Ihrem Sinne treffen.
Ist die ePA auch ohne App nutzbar?
Ja!
Sie können die ePA mit Ihrer elektronischen Gesundheitskarte und Ihrer PIN auch direkt in der Arztpraxis bzw. beim Leistungserbringer nutzen. Dort können Sie Ihre ePA mit Daten, die Ihren Behandlern im Zusammenhang mit der aktuellen Behandlung digital vorliegen, befüllen lassen. Dazu nutzt die Arztpraxis das Praxisverwaltungssystem (PVS) und lädt die lokal gespeicherten Daten in die ePA hoch. Es kann auch alternativ eine dritte Person, zum Beispiel ein Familienmitglied, beauftragt werden, die ePA über die App zu verwalten. Auch ist die Nutzung der ePA über ein stationäres Gerät (Desktop PC) möglich.
Welche Vorteile habe ich durch die Nutzung als Versicherter?
- Alle wichtigen Gesundheitsdaten auf einem Blick, immer und überall verfügbar, auch im Ausland
- Ihr Arzt hat einen ganzheitlichen Blick auf Ihre Gesundheitshistorie und kann Ihnen zielgerichtet helfen
- Sie haben eine Erinnerungsstütze, z.B. für anstehende Impfungen und Medikamenteneinnahmen
WICHTIG im medizinischen Notfall
Bei einem medizinischen Notfall ist die Eingabe der PIN nicht nötig. Mithilfe des elektronischen Heilberufe-Ausweises kann der Arzt oder die Ärztin auf alle notwendigen Informationen zugreifen, die auf der Gesundheitskarte gespeichert sind.