01. Dezember 2024 – dpa Nachrichten

Gesundheit

Zahl der Blutspender steigt, der Bedarf aber auch

Trotz einer großen Zahl an Freiwilligen in Sachsen-Anhalt mangelt es in den Kliniken an Blutpräparaten - teilweise auch an der Bekanntheit von Spendemöglichkeiten.

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Die Bereitschaft Blut zu spenden, ist in diesem Jahr in Sachsen-Anhalt gestiegen. (Symbolbild), Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

In Sachsen-Anhalt verzeichnen Blutspendedienste in diesem Jahr eine hohe Spendenbereitschaft. Trotzdem reicht diese nicht aus, um den Bedarf der Kliniken zu decken. Das teilen das Universitätsklinikum Halle und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Zudem ist die Plasmaspende laut dem Blut- und Plasmaspendedienst Haema noch immer relativ unbekannt.

Das DRK habe dieses Jahr bislang 71.035 Blutspenden in Sachsen-Anhalt gewonnen, sagte die Organisation. Insgesamt hätten die rund 42.000 Freiwilligen im Durchschnitt 1,86 Mal gespendet. Damit steigt die Zahl der Spender seit Mai nur um etwa 12.000 an. Fast 6.000 Menschen seien erstmalig zu einem Spendetermin gekommen - bis Mai waren es rund 3.300.

Hoher Bedarf wird nicht durch hohe Spendenbereitschaft gedeckt

Der Bedarf an Blutspenden richte sich nach der Versorgungslage an Kliniken, sagte Markus Baulke, Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes der Landesverbände Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Oldenburg und Bremen (NSTOB). Blutpräparate hätten nur eine sehr kurze Haltbarkeit. Beispielsweise würden die aus einer Vollblutspende hergestellten Thrombozyten (Blutplättchen), die oftmals Krebskranke während einer Chemotherapie brauchen, nur vier Tage halten. Daher «können nur eingeschränkt Lagerbestände aufgebaut werden», erklärt Baulke. Beim Vollblut spendet der Freiwillige einen halben Liter Blut mit all seinen Bestandteilen.

Die Kliniken benötigten aktuell so viele Blutpräparate, dass die sehr hohe Spendenbereitschaft in diesem Jahr nicht ausreiche. In Sachsen-Anhalt seien täglich «bis zu 500 Blutspender» notwendig, um den Bedarf zu decken. Jedoch schwanke dieser Wert.

Bestimmte Blutgruppen fehlen besonders

Laut dem DRK hat sich die Versorgungssituation seit einem «extremen Engpass im Herbst/Winter 2022» deutlich verbessert. Zur Sicherung aller Blutgruppen brauche der DRK-Dienst NSTOB in seinen Depots einen Bestand von 10.000 Präparaten. Aktuell sei die Untergrenze erreicht. Am stärksten fehlten die Blutgruppen A-positiv und 0-positiv sowie B-negativ.

Blut kann nicht künstlich hergestellt oder ersetzt werden. Bei Operationen oder nach schweren Unfällen retten Bluttransfusionen Leben und erhöhen die Überlebenschance von Menschen. Laut dem Blutspendedienst Haema sind rund zwei Drittel aller Menschen in Deutschland irgendwann in ihrem Leben auf Blutspenden oder daraus hergestellte Medikamente angewiesen. Jeder ab 18 Jahren darf spenden, wenn die gesundheitlichen Voraussetzungen gegeben sind.

Plus von 10 Prozent am Uniklinikum Halle

Das Universitätsklinikum Halle, das einen eigenen Blutspendedienst hat, hat laut eigenen Angaben in den ersten drei Quartalen dieses Jahres 10 Prozent mehr Vollblutspenden gewonnen als im gleichen Zeitraum 2023. Zudem habe es 7 Prozent mehr Erstspender gegeben. «Wir haben 2024 den Aufwand intensiviert, die Blutspende auszubauen», begründete Julian Hering, Ärztlicher Leiter der Einrichtung für Transfusionsmedizin der Universitätsmedizin Halle den Zuwachs. Der Blutspendedienst des Klinikums setze seit diesem Jahr verstärkt auf Werbung.

Wie läuft eine Plasmaspende ab?

Anders sieht es bei dem Blut- und Plasmaspendedienst Haema aus. Genaue Zahlen kann das Unternehmen nicht nennen, gab aber an, es gäbe «zu wenige Neuspender». Das stelle mit Blick auf den demografischen Wandel eine große Hürde dar. Zudem sei der Bekanntheitsgrad der Plasmaspende gering. Es wüssten «die Wenigsten, was eine Plasmaspende ist und dass man durchaus 60-Mal im Jahr spenden könnte», so Haema-Sprecherin Britta Diebel. 

Aus Plasmaproteinen werden demnach Medikamente hergestellt, auf die etwa Menschen mit genetischen Immundefekten angewiesen seien. Im Gegensatz zur Blutspende, die bei regelmäßigem Besuch ungefähr eine halbe Stunde benötigt, dauert die Plasmaspende circa eine Stunde. Eine Maschine trennt dabei das Blut in Plasma und Zellbestandteile auf und gibt dem Spender die Zellen zurück. 

Während Männer bis zu sechsmal im Jahr Vollblut spenden können und Frauen nur viermal, kann sich der Körper eines gesunden Menschen innerhalb weniger Tage von der Plasmaspende erholen, erklärte Diebel. Um mehr Freiwillige zu gewinnen, nehme Haema an Aktionstagen wie der Internationalen Woche der Plasmaspende Anfang Oktober teil. Jüngere Menschen versucht der Blut- und Plasmaspendedienst über Social-Media-Kanäle und Podcasts zu erreichen.

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