06. Februar 2025 – dpa Nachrichten
Mehr Kosten, aber kein Personal? Die Heimkosten in Sachsen-Anhalt steigen deutlich. Bewohner zahlen für die Ausbildung mit. Doch die Fachkräfte bleiben Mangelware.
Wer 2025 in ein Pflegeheim in Sachsen-Anhalt zieht, zahlt nicht nur mehr als im Vorjahr – er wird oft von Personal betreut, das keine vollständige Ausbildung hat.
Die Eigenbeteiligung im Heim für das erste Jahr steigt auf 2.443 Euro pro Monat, 343 Euro mehr als im Vorjahr. Das geht aus einer Auswertung des Verbands der Ersatzkassen (vdek) hervor. Trotz der Steigerung bleibt Sachsen-Anhalt das Bundesland mit den niedrigsten Pflegeheimkosten. In Bremen zahlen Pflegebedürftige im ersten Jahr fast 3.500 Euro, der bundesweite Durchschnitt liegt bei knapp 3.000 Euro.
Die Pflegeversicherung übernimmt nur einen Teil der Kosten. Heimbewohner müssen zusätzlich für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen in die Einrichtungen zahlen. Seit 2024 kommen zudem Ausbildungskosten hinzu, die Pflegeheime an die Bewohner weitergeben.
Gleichzeitig fehlt es an qualifiziertem Personal. Laut Statistischem Landesamt arbeitet die Mehrheit der Beschäftigten in Sachsen-Anhalt – über 70 Prozent – in der körperbezogenen Pflege, oft ohne formale Qualifikation. In stationären Pflegeheimen hat nur rund ein Viertel der Beschäftigten eine Ausbildung als staatlich anerkannter Altenpfleger.
In der ambulanten Pflege ist die Lage ähnlich: Fast ein Drittel der Beschäftigten hat keinen formalen Abschluss oder befindet sich noch in der Ausbildung. Insgesamt sind in stationären Einrichtungen und ambulanten Diensten mehr als 3.000 Pflegekräfte entweder ohne Abschluss tätig oder noch nicht vollständig ausgebildet.
Der vdek fordert deshalb eine stärkere finanzielle Beteiligung der Länder. Die Ausbildungskosten sollten von diesen übernommen werden, da dies eine staatliche Aufgabe sei. Eine Übernahme könnte die Eigenbeteiligung im Heim im ersten Jahr um 113 Euro pro Monat senken. Zusätzlich würde eine vollständige Übernahme der Investitionskosten die Bewohner im Heim um bis zu 500 Euro im Monat entlasten, heißt es vom vdek.
Wer länger im Heim lebt, bekommt gestaffelte Zuschüsse aus der Pflegeversicherung. Dadurch sinkt der Eigenanteil im zweiten Jahr auf 2.201 Euro (Vorjahr: 1.911 Euro) und im dritten Jahr auf 1.500 Euro (Vorjahr: 1.345 Euro). Trotz dieser Entlastung steigen die Eigenanteile insgesamt weiter. Den ständigen Aufwärtstrend konnten weder die von der Pflegekasse gezahlten Zuschläge bremsen, noch die Erhöhung der Pflegeleistungen, hieß es vom Verband.
Mit Blick auf die Bundestagswahl am 23. Februar fordert der vdek, dass die Parteien ihre Versprechen zur Entlastung der Pflegebedürftigen einhalten. Neben einer besseren Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung müsse die Eigenbeteiligung klar begrenzt werden.