Wave-Gotik-Treffen: Wenn Leipzig zur Szenehauptstadt wird

Das wohl schwärzeste Wochenende in Leipzig ist nun vorüber. Traditionsgemäß versammelten sich Goths aus aller Welt am langen Pfingstwochenende in Leipzig, um gemeinsam die Szene im Sinne des 31. Wave-Gotik-Treffens (WGT) zu feiern.

Wie auch in den Vorjahren, galt das Viktorianische Picknick am Freitagnachmittag im Clara-Zetkin-Park als große, wenn auch inoffizielle, Eröffnung. Tausende Besucher füllten die Wiesen und flanierten auf den breiten Gehwegen und Straßen. Wenn sich Hofdamen, Burgherren, Dämonen und Schaulustige mit einem Lächeln begrüßen und gemeinsam die Sonne genießen, wird eines deutlich: Die Offenheit der Szene und der Wunsch nach freier Entfaltung im Rahmen des Treffens.

Viktorianisches Picknick

Wenn Sie in vergangene Zeiten oder fantasievolle Welten reisen möchten, kommen Sie im Heidnischen Dorf voll auf Ihre Kosten. Begleitet von verschiedenen Konzerten, die von Folk über Metal bis hin zu Punk reichen, können Sie Bands wie „Vera Lux“, „Deloraine“ und „The Feelgood Mclouds“ erleben. Zusätzlich bietet das Dorf Einblicke in alte Handwerke und einen themengerechten Markt, auf dem Händler ihre Waren anbieten und zum Austausch einladen.

Das Agra Messegelände steht wie jedes Jahr im Fokus des Treffens. Die größte Bühne der Veranstaltungshalle bot Auftritte bekannter Gesichter sowie einige Premieren. Besonders hervorzuheben ist die Post Punk / Dark Rap Kombo „Gvllow“ aus Kalifornien, deren energiegeladene Performance mit punkklassischen Gitarren und Drums das Publikum begeisterte. Ein „Circle Pit“ war auch Teil des Spektakels, und der erfolgreiche Auftritt markierte einen vielversprechenden Start auf dem europäischen Kontinent.

Bereits im Vorfeld wurde ein Künstler angekündigt, der zuletzt 2014 beim WGT auftrat. Als „Placebo Effect“ die Bühne betraten, hielt es die Menge nicht lange still. Die Kombination aus optischen Elementen, düsteren elektronischen Klängen und gezieltem Einsatz des Bühnenlichtes schuf ein beeindruckendes Gesamtkonzept, das Sie definitiv gesehen haben sollten.

Am Samstagabend trafen Fans des Genres EBM / Dark Electro in der Agra Messehalle auf „Agonoize“. Um 20:40 Uhr startete eines der begehrtesten Konzerte, das unter anderem durch den Forensiker Dr. Mark Benecke lautstark angekündigt wurde. Stroboskoplichter und dröhnende Bässe dominierten die Halle und sorgten für ein intensives Erlebnis.

Künstler

Neben den großen Veranstaltungsorten bot auch die Stadt selbst viele Highlights. Die Opera Metal Kombo „Molllust“ spielte mehrmals vor dem Petersbogen in der Innenstadt und verzauberte Passanten mit ihrer mystischen Musik. Der Wilhelm-Leuschner-Platz stand das gesamte Wochenende unter dem Motto der „Dark Affair“. Diese kleinere Veranstaltung, die unabhängig vom WGT organisiert wird, bot eine Mischung aus gemütlichem Treffen, Szenemarkt und musikalischen Darbietungen. Am Freitagabend heizte die Leipziger Band „Wolfstavar“ das Publikum ordentlich ein, und am Samstag beeindruckte „Die Tödin“ aus Gelsenkirchen mit ihrer melancholischen Dark Wave Performance.

Knapp 18.000 Besucher zählte das 31. Leipziger Wave-Gotik-Treffen. Dies sind etwa 2.000 Besucher weniger als im Jubiläumsjahr 2023. Doch die Tradition lebt weiter: Schon jetzt steht fest, dass das 32. WGT vom 06. bis 09. Juni 2025 stattfinden wird. Leipzig wird sich dann erneut in sein schönstes schwarzes Gewand werfen, um das Zusammentreffen der Szene in einer der schönsten sächsischen Städte zu feiern.

Fotos und Text: Clemens Steinicke