Nach Schließung der Kaufhalle nahmen die Deersheimer ihre Versorgung selbst in die Hand.
Update:
Uns hat die Geschichte der Deersheimer so berührt, dass wir für den Dorfladen einen kleinen Werbespot mit Augenzwinkern produziert haben.
Ursprünglicher Artikel:
Die Kaufhalle im kleinen Harzer Ort Deersheim wurde 2012 geschlossen. Sie war für den Konzern nicht mehr wirtschaftlich genug. Aber ganz ohne Einkaufsmöglichkeit standen vor allem die nicht mobilen Deersheimer plötzlich vor großen Problemen. Eine Lösung musste also her!
Idee und Umsetzung
Gleich nach der Schließung des Ladens wurde man im Dorf aktiv. Eine Lenkungsgruppe für einen Deersheimer Dorfladen wurde gegründet. Alle öffentlichen Veranstaltungen wurden genutzt, um die Idee zu verbreiten, zu diskutieren und Mitstreiter zu gewinnen. Das passende Objekt wurde auch schnell gefunden: das alte Wirtschaftsgebäude des Edelhofes genau gegenüber der ehemaligen Kaufhalle.
Eine Bürgerbefragung wurde durchgeführt, um zu erkunden, ob die Deersheimer einen Dorfladen wollen und was sie bereit wären, dafür zu tun.
Die Entscheidung, wer den Laden betreiben soll, war eindeutig: eine Genossenschaft. Am 04.11.2014 wurde die Dorfladen Deersheim eG von 84 Gründungsmitgliedern gegründet. Jeder konnte mithelfen, wie er wollte. Viele haben mit eigener Kraft angepackt, ehrenamtlich Hand angelegt oder Betriebe gesucht und kontaktiert. Als Gebühr für die Genossenschaft zahlt jeder 50 Euro einmalig. Bis zum Bürgermeisterwechsel im Juli hat der alte Bürgermeister sogar die Gebühr für jedes Neugeborene in Deersheim übernommen.
Mit den Genossenschaftsanteilen und privatem Geld konnte der Ausbau des denkmalgeschützten Gebäudes aber nicht geschafft werden. Eine Förderung von 150.000 Euro aus dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ermöglichte den Ausbau des Gebäudes und die Umgestaltung zu einem Dorfzentrum. 2016 eröffnet der Dorfladen in dem alten umgebauten Viehstall.
Was zu diesem Zeitpunkt niemand wusste: die Deersheimer Dorfladen eG war die erste Genossenschaft in Sachsen-Anhalt, die sich der Sicherung der Nahversorgung verschrieben hatte.
Wie sieht´s heute aus?
Heute ist der Dorfladen Deersheim ein Einkaufs- und Dorfmittelpunkt. Neben einem Angebot an Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs, gibt's auch eine Poststelle, ein Café mit Imbiss, ein Nähstübchen, Themenmärkte, Bildungsangebote für Jung und Alt, einen Informationspunkt für regionale und überregionale Dorf-Initiativen und die Dorfladenpost als Informationsblatt für alle Deersheimer. Dort arbeiten Mitarbeiter in Teilzeit im Verkauf und ehrenamtliche Mitarbeiter. Eine festangestellte Verkaufsleitung wird übrigens noch gesucht. Rund 100 Kunden besuchen täglich den Laden. Mittlerweile gibt es 151 Mitglieder, das heißt jeder 6. im Dorf ist Mitglied in der Genossenschaft.
Dieses Engagement wurde belohnt:
- Auszeichnung mit dem Deutschen lokalen Nachhaltigkeitspreis in der Kategorie „Nachhaltige Gemeinde-, Stadt- und Regionalentwicklung“
- Demografiepreis des Landes Sachsen-Anhalt und den 1. Platz in der Kategorie Lebensfreude in Stadt und Land
Durch beantragtes und stattgegebenes Fördergeld vom Land Sachsen-Anhalt kann der Laden nun erweitert werden. Eine Mitmachküche ist geplant, wo zusammen regionale Produkte verarbeitet und auch verkauft werden sollen.
Nachhaltig: Das Ende des Projektes wäre der Stillstand. Die Genossenschaft ist bemüht das Projekt ständig zu erweitern und weiter zu entwickeln. Neue Ideen entwickeln, neue Wege beschreiten und weiterhin viel ehrenamtliches Engagement. Im Bewusstsein der Bürger hat sich das Projekt inzwischen als fester Bestandteil des Dorfes etabliert – der Dorfladen gehört dazu!